Manchmal ist ein Partner motivierter als der andere, sich in die Paartherapie einzubringen.
Das macht nichts. Hauptsache, jeder ist immerhin ein bisschen motiviert, manchmal entsteht die Motivation auch erst im Verlauf des Gesprächs. Beispielsweise erzählen manche Männer, dass sie von ihrer Frau zur Paartherapie «geschleppt» wurden und nicht gewohnt sind zu sprechen. Doch wenn sie einmal Vertrauen gefasst haben, geht’s doch. Wichtig ist, gut zu unterscheiden, ob jemand nur motiviert ist, sich einzubringen oder auch eine echte Veränderungsbereitschaft hat. Ersteres gibt nur lange Gespräche, die aber zu nichts führen.

Wie gehen Sie konkret bei der Paartherapie vor?
In der ersten Sitzung gehe ich meistens durch folgende Fragen hindurch: «Was führt Sie hierher?», «Was möchten Sie verändern?», «Was glauben Sie, welchen Anteil Sie selber am Problem haben und welchen könnten Sie an einer Lösung haben?», «Was läuft noch gut?», «Welches soll meine Rolle sein?», «Welche Befürchtungen haben Sie, wenn Sie hier in die Therapie kommen?» Durch genaues Nachfragen und Zusammenfassen des Gehörten, manchmal auch Aussprechen des Nichtgesagten, nähern wir uns langsam den Grundproblemen und es zeigen sich je nachdem auch schon mögliche Wege, sie zu lösen. So kann ich meist am Ende der ersten Sitzung einen Vorschlag machen, ob und wenn ja, wie wir weiter vorgehen könnten. Manchmal braucht es zur Klärung der Themen zwei, drei Sitzungen mehr, wenn sie sehr vielschichtig und komplex sind.

 

Auf wie viele Sitzungen muss sich ein Paar einstellen, das sich zu einer Paartherapie entschieden hat?
Das ist sehr unterschiedlich. Ein Paargespräch dauert etwa 90 Minuten. Sind die Ziele definiert, schlage ich oftmals drei bis fünf Sitzungen vor, je nach Situation im Abstand von ein bis drei Wochen, nach denen dann geschaut wird, was erreicht wurde. Braucht es mich noch? Gibt es einen neuen Auftrag? Manchmal folgen nach fünf bis sieben Gesprächen weitere Termine nur noch in lockeren Abständen. Hat sich die Beziehungsqualität verbessert, kann man auch sagen: «Jetzt machen wir eine Pause! In einem halben Jahr sehen wir uns wieder. Dann gucken wir, ob wir die Therapie abschliessen oder ob es weiteren Beratungsbedarf gibt.»

Können manche Therapien auch länger dauern?
Ja. Manche Therapien erstrecken sich durchaus über ein, zwei Jahre, gerade dann, wenn schwerwiegende, individuelle Problembereiche wie zum Beispiel Sucht oder Traumatisierungen mit in die Beziehung hinein spielen und parallel auch Einzeltherapien laufen. Wichtig ist, dass tatsächlich immer wieder an definierten Zielen gearbeitet wird. Schlingert die Paartherapie ziellos vor sich hin, gehört der Paartherapeut bald zur Familie – und ist dann nicht mehr wirksam (lacht).

In welchen Fällen lohnt es sich, als Paar zusammen zu bleiben, in welchen Fällen nicht?
Diese Frage sollte jedes Paar selber beantworten. Manchmal besteht der Auftrag der Beratung sogar darin, genau das herauszufinden. Es gibt allerdings eine kleine Gruppe von Paaren, die sehr zerstörerisch ist und dennoch nicht loslassen kann. Wenn bei ihnen Kinder aufwachsen, äussere ich auch von mir her, dass es sinnvoller ist, sich zu trennen, um die Kinder vor den chronischen Konflikten besser zu schützen.